Maja Bjeljac

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Vegetieren und Fühlen

Meistens gibt es kein klares schwarz und weiß. Alles vermischt sich, zerfließt ineinander und formt eine Realität, die manchmal in eine Surrealität zu kippen scheint. Nichts existiert einfach so, ohne Gegenpol – zwar manchmal stärker, manchmal schwächer ausgeprägt, aber immer vorhanden. Das ist für mich eine Erkenntnis, die mir immer wieder bewusst wird und die sich rückblickend durch mein bisheriges Leben zieht. Brutalistische Architektur ist ruhig und schlicht gehalten, aber ihre Wucht macht sie einschüchternd und bedrohlich; sie ist ausgefallen und extravagant, manchmal vielleicht auch langweilig anmutend. Ein Schatten verformt sich an der Ecke einer Fassade zu einer Blitzform und schwebt den ganzen Abend über mir, stumm aber unübersehbar. Und bin ich nach außen hin ruhig, fegt manchmal ein Sturm durch mein Gehirn und hinterlässt eine schreiende Leere. Manchmal ist man am leben, manchmal lebt man. Vegetieren und fühlen.

2020.